Mitten in Illertissen öffnet sich ein kleines Quartier, das die Ruhe des Gartens zur Haltung erhebt. Sechs Häuser gruppieren sich um einen rosenumsäumten Nachbarschaftsplatz; geschwungene Wege verbinden Adressen, Menschen und Blickachsen. Wer hier wohnt, tritt aus dem Privaten in eine sanft orchestrierte Landschaft – mit Sitzbänken aus Naturholz, Schatten spendenden Baumkronen und Rosen, die Orientierung und Identität zugleich stiften. Jedes Haus hat seine Farbe, jede Blüte erzählt vom Ort.
Maßstab und Miteinander
Das Ensemble entstand nach dem Prinzip der kleinen Einheiten: überschaubare Volumen, differenziert gesetzt, mit Versprüngen und leichten Höhenstaffelungen. So fügen sich die Baukörper selbstverständlich in den städtischen Kontext zwischen Beethoven- und Mörikestraße ein – ohne Lautstärke, aber mit Haltung.
Fast alle Wohnungen orientieren sich nach zwei Himmelsrichtungen und erhalten private Außenräume als Loggia, Terrasse oder Dachterrasse: ein Maximum an Tageslicht und Luft, ein Minimum an Barrieren.
Architektur – zurückhaltend und klar
Die Architekten Weber + Hummel interpretieren den Bauhausgedanken zeitgemäß: monolithische Ziegelbauweise, klar gegliederte Fassaden, Holz und Glas als warme, haptische Gegenpole. Gläserne Brüstungen rhythmisieren die Baukörper; bodentiefe Fenster geben Einblicke in ein offenes, vertrauensvolles Zusammenleben. Innen sorgen Echtholzparkett, ausgewählte Oberflächen und ein maßvoller Materialkanon für ruhige Räume, die nicht dominieren, sondern tragen. Das Ergebnis ist ein unaufgeregter Ausdruck von Qualität – architektonisch präzise, atmosphärisch mild.
Quartier mit Service – Freiheit mit Rückhalt
„Wohnen im Rosengarten“ versteht Alter als eigenständige Lebensphase. Neben den 59 Wohnungen ergänzen Tagespflege, Gemeinschaftsraum, Restaurantanbindung und ein fein kuratiertes Freizeitprogramm das Angebot – als Option, nicht als Pflicht. Rezeption, Hausnotruf, Carsharing und eine Wellnessoase mit Komfortbadewanne schaffen Sicherheit und Komfort, ohne Selbstbestimmung zu schmälern. Eine psychosoziale Betreuungskraft ist regelmäßig vor Ort; Pflegeleistungen lassen sich bedarfsgerecht abrufen – ambulant, tages- oder kurzzeitig, mit klaren Zusagen zu Verfügbarkeit und Reaktionszeit. So entsteht ein Umfeld, das Nähe ermöglicht und Distanz respektiert.
Raumtypologien – vom Garten bis zum Penthouse
Die Wohnungen folgen einer einfachen, cleveren Logik: Garten-, Etagen- und Penthouse-Typen, jeweils in abgestuften Größen. Bereits kompakte Einheiten bieten private Freiräume; größere Penthouses öffnen sich mit weiten Terrassen über der Stadt und binden Altstadt- und Schloßblick in den Alltag ein. Großformatige Hebe-Schiebetüren, elektrische Verschattungen und durchdachte Stauraumlösungen erhöhen den Komfort, Aufzüge sichern die barrierearme Erreichbarkeit. So wird Wohnen leicht – und bleibt zugleich wertig.
Konstruktion und Technik – das stille Fundament
Die Bauten sind massiv aus Ziegeln errichtet. Der einschalige Wandaufbau verbindet Wärmedämmung und Speicherfähigkeit zu einem angenehmen, jahreszeitlich ausbalancierten Raumklima – ein Plus, das gerade in heißen Sommern spürbar wird. Ergänzt von Holz-Aluminium-Fenstern, Fußbodenheizung und moderner Haustechnik erreicht das Ensemble den KfW-55-Standard. Die Anbindung an das Nahwärmenetz des gegenüberliegenden Caritas-Centrums sowie ein eigenes Blockheizkraftwerk sichern eine verlässliche, effiziente Energieversorgung – robust in der Technik, zurückhaltend im Auftritt.
Landschaft als Lebensraum
Die Qualität des Quartiers liegt nicht nur in Grundrissen und Fassaden, sondern im Dazwischen. Auf rund 11.000 m² Grundstücksfläche sind etwa 7.000 m² als vielgestaltige Grünräume ausgebildet. Kies, Pflaster, Rasenflächen und Beete wechseln in einem sanften Takt; das Wegenetz bleibt intuitiv, die Freiräume sind klar adressiert. Terrassen und Balkone bieten diskrete Wind- und Sichtschutzelemente, ohne die beiläufige Begegnung zu verhindern – ein kurzer Gruß am Geländer, ein Gespräch auf der Bank. Quartiersgestaltung als soziale Infrastruktur.
Behaglichkeit als Planungsziel
Das Projekt reagiert auf ein Klima, das extremer wird. Große Fensterflächen sind kontrolliert eingesetzt, Verschattung ist integraler Bestandteil, die Wandmasse übernimmt Speicherfunktionen. So reduziert sich der Kühlbedarf, ohne den Rückgriff auf aufwendige Apparate. Begrünte Flachdächer, robuste Baustoffe und kurze Wege in der Energieversorgung fügen sich zu einem resilienten System. Planung, die die Bedürfnisse älterer Menschen ins Zentrum rückt – thermisch, funktional, sinnlich.
Ton und Takt des Alltags
Innen zeigt sich das, wofür außen die Rosen stehen: Sorgfalt. Materialien sind berührbar, Wege lesbar, Räume maßvoll proportioniert. Küchen als stille Mittelpunkte, Loggien als verlängerte Zimmer, Treppenhäuser mit viel Tageslicht. Die Architektur schreibt den Bewohnern nichts vor – sie lädt ein. Wer Gemeinschaft sucht, findet sie; wer Rückzug braucht, erhält ihn. Diese Balance ist das eigentliche Luxusgut des Projekts.

Sechs klar gegliederte, zwei- bis dreigeschossige Neubauten mit Loggien gruppieren sich um eine gemeinschaftliche Grünanlage mit Wegen und Aufenthaltsbereichen. Das Ensemble fügt sich maßstäblich in die umgebende Wohnbebauung aus Ein- und Mehrfamilienhäusern ein und setzt auf barrierearme Erschließung sowie großzügige Außenräume.

Das offen gestaltete Ensemble aus zwei- bis dreigeschossigen Häusern ist durch barrierefreie Wege verbunden. Im Zentrum liegt ein fein modellierter, parkartiger Freiraum mit Sitzbänken, kleinem Brunnen, jungen Laubbäumen und artenreichen Staudenflächen. Die großzügigen Erdgeschosszonen und Loggien orientieren sich zum Grün.

Dreigeschossiger Wohnbau des Rosengarten-Ensembles mit klarer, weiß verputzter Fassade und durchlaufenden Balkonbändern und vorgelagerte Loggien. Vertikale, grau lasierte Holztafeln rhythmisieren die Ansichten. Ein großkroniger Laubbaum und holzverschalte Nebenbauten rahmen den begrünten Außenraum.

Eingangsbereich der Tagespflege im Rosengarten: freundlich-helle Zone mit Eichenholzfußboden, wandbündigen Schrankelementen und gepolsterten Sitznischen in Wollstoff. Indirekte LED-Beleuchtung, Handläufe entlang des Flurs und eine akustisch wirksame Lochdeckenplatte unterstützen Orientierung und Barrierefreiheit.

Gemeinschaftsraum der Tagespflege: offener, tageslichtreicher Bereich mit großer Wohnküche, flexibler Speise- und Aufenthaltsmöblierung auf Eichenparkett. Prägnante, korbartige Pendelleuchten und eine perforierte Decke verbessern die Akustik; raumhohe Fenster mit Vorhängen, Regale und Holzlamellen zonieren den barrierefreien Raum.

Ruhige, warmtonige Atmosphäre mit großformatiger Blumenwand und indirekter Beleuchtung. Eine höhenverstellbare Pflegebadewanne mit seitlichem Zugang wird durch einen halbkreisförmigen Fadenvorhang visuell abgeschirmt. Rutschhemmender Boden, klappbare Stützgriffe am WC und großzügige Bewegungsflächen unterstützen Barrierefreiheit.
Partner und Experten im Überblick
Die Projektübersicht versammelt diverse Beteiligte – von Bauherrschaft und Betrieb über Architektur und Landschaftsplanung bis hin zu Ausführung und Ausstattung. Sie verdeutlicht die enge Zusammenarbeit zahlreicher Disziplinen, die gemeinsam den Rosengarten realisiert haben.
Illersenio Caritasverein, Vöhringen
Weber + Hummel, Stuttgart
Herbert Schilling, Senden
Silands Gresz + Kaiser, Ulm
Ziegelwerk Wiest, Bellenberg
Julia Steiner, Stuttgart
PR Company, Augsburg
Gerd Schaller, Augsburg
klimabewusstbauen beginnt selten mit einer großen Geste, sondern mit einer feinen Justierung: Wie viel Offenheit verträgt ein Haus, wie viel Masse braucht es, wie viel Technik ist sinnvoll – und wo genügt das Einfache? Der Seniorenwohnpark Rosengarten in Illertissen wirkt auf den ersten Blick wie ein luftiges Ensemble: fünf Häuser, verbunden über Wege, Rosenbänder, Sitzen im Grünen, ein Quartiersplatz, der Begegnung leichthändig ermöglicht.
Doch hinter der Leichtigkeit steckt eine ernste, zukunftsgewandte Setzung: altersgerechtes Wohnen mit hoher Aufenthaltsqualität, das städtebaulich maßstäblich bleibt und technisch nicht überzieht. Die monolithische Ziegelbauweise, Putz-Holzfassade, Holz-Aluminium-Fenster, Parkettböden, ein KfW-55-Standard und die Anbindung an ein Nahwärmenetz mit Blockheizkraftwerk bilden ein robustes Fundament.
klimabewusstbauen ist keine Ideologie, sondern das Ringen um das rechte Maß. In Illertissen zeigt sich dieses Maß im gemeinsamen Wirken von Architektur und Landschaft: überschaubare Baukörper, differenzierte Wege, Blickbeziehungen, Schatten unter Bäumen – ein Alltag der kurzen Wege, der das Soziale stärkt und damit Ressourcen spart, ohne Verzichtsrhetorik.
Die fast durchweg zweiseitige Orientierung der Wohnungen, Loggien und Terrassen, großzügige Öffnungen mit steuerbarem Sonnenschutz sowie der bewusste Einsatz von Speichermasse zielen auf sommerliche Behaglichkeit, bevor Kühlgeräte überhaupt ins Spiel kommen. Genau diese Abwägung – zuerst mit Bauphysik, erst danach mit Technik – ist Kern der Philosophie von kimabewusstbauen.
Material als kluge Entscheidung – nicht als Glaubenssatz
„Nachhaltigkeit braucht kluge Entscheidungen.“ An keiner Stelle wird das deutlicher als bei der Materialwahl.
Der Wohnpark setzt auf Mauerziegel als monolithische, tragende Hülle – ein historisch bewährtes, druckfestes, wärmespeicherndes Material, dessen ökologische Qualität von der Dauer der Nutzung und der Sparsamkeit im Einsatz lebt. Massive, einschalige Ziegelwände puffern Hitze tagsüber und geben gespeicherte Wärme zeitversetzt wieder ab; sie arbeiten leise im Hintergrund für ein stabiles Innenklima, dauerhaft, langlebig und wartungsarm.
Im Ziegel integrierte Dämmung ergänzt die Masse – hier ist Steinwolle ein nüchterner, aber entscheidender Partner: nicht brennbar, schalldämmend, diffusionsoffen. Sie steht sinnbildlich für jene unsichtbaren Bauteilschichten, die keine Aufmerksamkeit fordern, dafür Sicherheit, Energieeffizienz und Ruhe liefern. Auch das ist klimabewusst: dem Dienenden Wert beimessen.
Monolithisches Ziegelmauerwerk mit integrierter Steinwolle bildet die Gebäudehülle.
Großzügige Fenster, Glasbrüstungen, weißer Putz und Holztafeln prägen das Erscheinungsbild.
Bei Parkett, Einbauten und Mobiliar zeigt sich die Wohnqualität von Holz.
Beton, das Rückgrat des Bauens, wird dort eingesetzt, wo Dauerhaftigkeit und Formbarkeit zählen – Fundamente, Decken, tragende Kerne. „Kluge Entscheidung“ bedeutet hier: Beton in der Qualität und Menge, die statisch nötig ist – nicht als ästhetischer Reflex. Die großen ökologischen Lasten liegen in der Zementherstellung; umso wichtiger ist die Lebensdauer und die Präzision in Planung und Ausführung.
Glas öffnet den Rosengarten zum Licht. Bodentiefe Fenster und gläserne Brüstungen geben Transparenz, doch die Architektur hält Maß und koppelt Öffnungen an Verschattung und Orientierung. So wird Lichtgewinn mit Energiehaushalt versöhnt – Offenheit ohne Überhitzung. Glas bleibt immer Teil eines Systems, nie Selbstzweck.
Bauholz und Holzoberflächen – tragend, bekleidend, atmosphärisch – verleihen dem Ensemble Wärme und taktile Nähe. Holz ist nachwachsend, aber nicht grenzenlos; es verlangt Herkunftsnachweis, konstruktiven Schutz und die Bereitschaft, Alterung als Qualität zu akzeptieren. Eine lasierte oder bewusst vorvergraute Fassade erzählt von dieser Balance aus Schutz und Gelassenheit.
Innen schließlich setzt Parkett als echte Holzoberfläche die Erzählung fort: reparierbar, alterungsfähig, ein Speicher für Gebrauchsspuren – gelebte Zeit statt Wegwerfästhetik.
Fliesen ergänzen dort, wo Wasser, Hygiene und Robustheit zählen; sie sind langlebig, technisch präzise und in der Bilanz dann stark, wenn sie lange liegen bleiben. Zusammen bilden diese Böden ein Duo aus Wärme und Widerstandsfähigkeit – wiederum: Entscheidung nach Ort und Zweck.
Technik als Partner, nicht als Ersatz
Der Wohnpark nutzt, wo sinnvoll, Technik: eine effiziente Heizanlage, das Nahwärmenetz des benachbarten Caritas-Centrums, ein Blockheizkraftwerk, elektrische Verschattung – alles Bausteine, die auf einer guten Gebäudehülle aufsetzen, statt diese zu kompensieren. klimabewusstbauen heißt für uns: erst die passive Qualität ausreizen (Orientierung, Hülle, Speichermasse, Verschattung), dann die aktive Technik so einfach wie möglich halten. Die KfW-55-Erreichung ist hier Ergebnis eines Systemdenkens, nicht eines Technikfetischs.
Sozialer Kontext als Klimastrategie
Klimagerecht ist ein Haus auch dann, wenn es soziale Wärme erzeugt. Der Rosengarten verknüpft selbstbestimmtes Wohnen im Alter mit einem dichten Netz an Hilfen, Tagespflege und gemeinschaftlichen Räumen – Nähe ohne Bevormundung. Wer Wege teilt, teilt oft auch Ressourcen: Carsharing statt Zweitwagen, kurze Distanzen statt Pflichtfahrten. Soziale Infrastruktur ist hier nicht Beiwerk, sondern integraler Teil einer klugen Klimastrategie, die Mobilität, Pflege und Alltag verzahnt.
Am Ende bleibt der Rosengarten für uns ein Lehrstück über das Leise: über Häuser, die nicht „grün“ aussehen müssen, um klimabewusst zu sein; über Materialien, die in ihrer jeweiligen Stärke wirken, weil sie klug kombiniert werden; über eine Haltung, die die Menschen in den Mittelpunkt stellt – mit Rosen vor der Tür und Wärme im Inneren, baulich wie sozial.
Nachhaltigkeit braucht kluge Entscheidungen – Ziegel für Masse und Langlebigkeit, Steinwolle für Schutz, Beton dort, wo er tragen muss, Glas im richtigen Maß, Holz für Nähe und Geduld, Parkett und Fliesen als langlebige, nutzungsgerechte Oberflächen. Der Wohnpark Rosengarten zeigt, wie diese Entscheidungen sich zu einem Ganzen fügen, das weder dogmatisch noch beliebig ist. Es ist ein Versuch, der überzeugt, weil er offenbleibt: für Jahreszeiten, für Alterungsprozesse, für Menschen. Und genau darin liegt die Zukunft von klimabewusstbauen.
Objektreportage in gedruckter Form und als Download
Die Werke & Werte Ausgabe 016 widmet sich dem Vorzeigeprojekt Wohnen im Rosengarten und zeigt, wie zeitgemäßes, selbstbestimmtes Seniorenwohnen architektonisch und sozial gedacht werden kann. Auf rund 28 Seiten führt die Objektreportage durch das Ensemble aus sechs Häusern mit rosendominierter Grünanlage, stellt die 59 Wohnungen sowie das Service- und Pflegeangebot vor – vom Gemeinschaftsraum bis zur Tagespflege. Ergänzt wird die Reportage durch Einblicke in Betreuungskonzept, Pflegegarantie und Alltag im Quartier – informativ, anschaulich und mit vielen Fotos.
Heft 016 ist auch als kostenloser pdf-Download erhältlich – ideal für alle, die das Projekt digital studieren oder teilen möchten.
