In Biberach an der Riß entstand am Hauderboschen die neue Radiologie Fuchs/Bansemer als erster Baustein eines Gesundheitscampus. Der zweigeschossige Neubau bündelt CT, MRT, Röntgen und Mammographie. Planung und Ausführung erfolgten mit regionalen Partnern, die strengen Vorgaben des Strahlenschutzes und der Medizintechnik prägten Konstruktion, Ablauf und Gestalt.
Ort und Haltung
Der Neubau liegt am Paracelsusweg im nördlichen Biberach, wenige Schritte – rund 100 m – von den Sana-Kliniken entfernt. Die Lage ist pragmatisch: kurze Wege in das bestehende Brust- und Darmzentrum, klare Adresse am sich formierenden Campus, Sichtbezug zur künftigen Krankenhausinfrastruktur. Als Pionierbau der Gesamtentwicklung übernimmt die Radiologie eine Ankerfunktion, ohne nach gestischer Dominanz zu suchen: ein präziser, kompakter Baukörper, der die medizinische Versorgung stärkt und vernetzt. Die Nähe zur Klinik ist nicht Symbol, sondern Betriebslogik.
Komposition und Typologie
Der Bau tritt als ruhiger, zweigeschossiger Kubus in Erscheinung. Eine großformatige Verglasung spannt sich über nahezu zwei Drittel der straßenseitigen Fassade und markiert den Eingang; einzelne Fensteröffnungen ergänzen diese Ordnung in Ober- und Erdgeschoss. Die Rückseite kragt wenige Meter aus und betont die innere Logik der Räume. Ein flaches Dach schließt den Bau, die Attika bleibt knapp – Tektonik und Proportion sind auf Klarheit, nicht auf Ausstellung angelegt. Im Inneren verbindet eine umlaufende Galerie das Obergeschoss; der Erschließungsraum wird zum ruhig belichteten Rückgrat der Praxis.
Grundrissintelligenz
Die Wege folgen der medizinischen Kette. Anmeldung, Wartebereiche, Arzt- und Befundungszimmer sowie Röntgen, CT und MRT liegen im Erdgeschoss; Mammographie, Screening-Anmeldung, weitere Befundung und Sozialräume besetzen das Obergeschoss. Umkleiden mit direktem Zugang zu den Untersuchungsräumen minimieren Querungen und schützen die Intimsphäre. Die Anordnung stärkt kurze, lesbare Abläufe zwischen Termin, Empfang, Untersuchung und Befund – ein stilles Argument für Effizienz und Angstabbau. Tageslicht führt von der Eingangsfassade tief in die Praxis; zurückhaltende, helle Oberflächen nehmen Nervosität und machen die Abläufe transparent.
Lichtführung und Abschattung
Die große Eingangsfassade und die zweigeschossigen Fensterflächen geben dem Warte- und Erschließungsbereich ein helles, offenes Gepräge. Innen sorgen abgehängte Decken dort, wo nötig, für kontrollierte Lichtfelder; Untersuchungsräume bleiben gezielt gedimmt und reflektionsarm, mit ergänzender Verdunkelung an kritischen Stellen. Außenliegende Jalousien mit Blenden sind an den hohen Fensterformaten vorgesehen; dort, wo medizinisch sinnvoll, bleibt die Fassade ohne Sonnenschutz zugunsten klarer Einblicke und leichter Reinigung. Das Ergebnis ist ein ruhiger Grundhelligkeitspegel, der die Orientierung erleichtert, ohne die Technik zu blenden.
Material und Konstruktion
Die Wahl fiel auf eine monolithische Ziegelbauweise – robust, wartungsarm und mit guten bauphysikalischen Eigenschaften. Außen- und Innenwände bestehen aus Hochlochziegeln; die Außenwand erreicht Brandwandqualität und unterstützt den Schall- und Wärmeschutz ohne zusätzliche vorgesetzte Systeme. Für die tonnenschwere Gerätelogistik wurde die Massivbauweise gezielt genutzt: Eine temporäre Öffnung im Mauerwerk erlaubte den stressfreien Einhub des MRT-Scanners, anschließend ließ sich die Hülle ohne Kompromisse im Statikgefüge schließen. Dach und Decken sind massiv; über dem Obergeschoss liegt ein flach geneigtes Warmdach mit Kiesaufschüttung, Abdichtung und EPS-Gefälledämmung, darunter die Stahlbetondecke als Speichermasse. Die Bodenplatte ist stark dimensioniert und wärmegedämmt, die Aufbaufolgen sind eindeutig dokumentiert.
Spezialbau
Der technisch anspruchsvollste Raum ist das MRT: eine vom Hauptbau entkoppelte, selbsttragende Hochfrequenz-Raum-in-Raum-Konstruktion (HF-Kabine) bildet den Faradayschen Käfig, verhindert elektromagnetische Störungen und dämpft Vibrationen. Spezielle Türen, Verglasungen und die lückenlose Schirmung der Hülle sichern die Bildqualität. Ein Quenchrohr leitet im Störfall das Helium kontrolliert ins Freie – integraler Bestandteil des Sicherheitskonzepts.
Energie und Technik
Die technischen Systeme adressieren die hohen internen Wärmelasten von CT, MRT und Röntgen. Klima-, Kälte- und Lüftungstechnik stehen als zentraler Schwerpunkt der Planung; die Anlagen sind dachnah platziert und über Installationsdecken erschlossen. Konkrete Energiekennzahlen (z. B. End- oder Primärenergiebedarf) sowie ein KfW-Standard werden in den Unterlagen nicht genannt; Aussagen hierzu liegen nicht vor. Die massive Bauweise mit ausreichender Speichermasse, die monolithische Außenwand und die kontrollierte Luftführung tragen gleichwohl zum thermischen Komfort und zu stabilen Betriebsbedingungen der Geräte bei.
Freiraum
Der Freiraumbezug ist funktional: klare Adressbildung an der Erschließungsstraße des Campus, kurze Wege zu Klinik und Rettungsdienst, direkte, barrierefreie Zugänge für Patienten und Personal. Eine Terrasse am Obergeschoss ergänzt die internen Sozial- und Aufenthaltsbereiche; der Außenraum bleibt zurückhaltend und lässt dem Betrieb den Vortritt.
Nutzung und Soziales
Die Praxis deckt das gesamte Spektrum der radiologischen Diagnostik ab – MRT, CT, Röntgen und Mammographie – und bietet rund zwanzig Mitarbeitenden Arbeitsplätze. Die Gestaltung zielt auf Angstabbau und Konzentration: helle Töne, einfache Orientierung, kurze Wege. Die umlaufende Galerie im Obergeschoss fördert Übersicht im Team, ohne Öffentlichkeit herzustellen. Das Angebot schließt unmittelbar an die Klinikversorgung an; Kooperationen, etwa im Brust- und Darmzentrum, werden durch die Lage gesichert.
Resümee
Der Neubau zeigt, wie sich hochspezialisierte Anforderungen in eine ruhige, präzise Architektur übersetzen lassen. Die Stärke liegt in der Logik: kurze Wege, klare Räume, robuste Konstruktion – verbunden mit einer Technik, die dort präsent ist, wo sie gebraucht wird, und sonst zurücktritt. Als erster Baustein des Campus macht die Radiologie vor, wie Vernetzung räumlich funktioniert.

Der zweigeschossige Baukörper überzeugt durch seine klare, geometrische Formensprache und die helle, glatte Putzfassade. Große Fensterflächen mit außenliegenden Lamellen sorgen für Transparenz und natürliche Belichtung, während der zurückgesetzte Eingangsbereich mit hoher Glasfront einen einladenden Akzent setzt.

Der Baukörper mit seiner hellen Putzoberfläche und den großflächigen Fenstern wirkt durch seine reduzierte Formensprache ruhig und präzise. Vor dem Gebäude befindet sich eine großzügig angelegte Parkplatzfläche mit überdachten Stellplätzen und funktionalen Nebengebäuden.

Großzügige Fensterflächen mit außenliegenden Lamellen in warmen Bronzetönen strukturieren die helle Putzoberfläche und sorgen für kontrollierte Belichtung. Die Kombination aus minimalistischer Formensprache, hochwertigen Materialien und sorgfältiger Proportionierung vermittelt eine moderne, einladende Atmosphäre.

Der Eingangs- und Empfangsbereich ist durch helle Farben, klare Linien und eine offene Raumstruktur geprägt. Die Kombination aus weißen Flächen, warmen Holztönen und gezielten Farbakzenten schafft eine ruhige Atmosphäre. Die Beleuchtung und die großzügige Raumhöhe im Foyer unterstreichen den einladenden, funktionalen Charakter.

Der Wartebereich präsentiert sich hell, freundlich und klar strukturiert. Große Fensterflächen sorgen für viel Tageslicht, während das großformatige Wandbild eine beruhigende, naturnahe Atmosphäre schafft. Schlichte Möbel und dezente Farben tragen zu einer angenehmen Aufenthaltsqualität bei.

Die Behandlungsräume der Radiologie sind funktional und technisch auf dem neuesten Stand ausgestattet. Das helle, hygienische Raumkonzept mit klaren Linien, weißen Oberflächen und grünem Bodenbelag vermittelt Ruhe und Professionalität und unterstützt einen effizienten Arbeitsablauf.
Partner und Experten im Überblick
Das Bauprojekt der Radiologischen Praxis in Biberach ist das Ergebnis einer engen und professionellen Zusammenarbeit zahlreicher regionaler Partner. Vom ersten Entwurf über die technische Planung bis zur schlüsselfertigen Umsetzung trugen Architekten, Fachplaner, Bauunternehmen und Spezialfirmen maßgeblich zum Erfolg bei. Die Übersicht zeigt die Projektbeteiligten, deren Kompetenz und Engagement dieses anspruchsvolle Bauvorhaben möglich gemacht haben.
Wolfgang Fuchs, Biberach
Architekten am Weberberg, Biberach
Grimm Bau, Maselheim
Albatross Projects, Nattheim
Ziegelwerk Wiest, Bellenberg
Siemens Healthcare, Erlangen
PR Company, Augsburg
Gerd Schaller, Augsburg
Die neue Radiologie in Biberach steht im wachsenden Gesundheitscampus am Hauderboschen, zwischen Klinik und Stadt, und trägt die leise, aber entschlossene Idee: Heilkunde braucht gebaute Klarheit – funktional, robust, freundlich. Zugleich verlangt Hochtechnologie nach Sorgfalt: Strahlenschutz, Klimatisierung, logistisch präzise Abläufe. Dieses Projekt ist deshalb kein lautes Statement, sondern ein ausbalancierter Entwurf, der Technik, Teamarbeit und Atmosphäre zusammenführt.
klimabewusstbauen beginnt nicht beim Material, sondern bei der Verantwortung. Nicht beim Etikett, sondern bei der Haltung. Wir fragen: Was bedeutet es heute, Räume zu schaffen, die dem Jetzt dienen und dem Morgen standhalten – technisch, kulturell, menschlich? Nachhaltigkeit ist hier kein Endzustand, sondern eine Praxis des Maßhaltens, der Einsicht, der Kooperation. Ein Kompass statt eines Dogmas. Ein Versuch, klüger zu werden – von Projekt zu Projekt.
Ein Gedankenspaziergang durch Stoff und Sinn
Wer die Radiologie in Biberach liest, begegnet zunächst seiner Aufgabe: Diagnostik mit hoher Präzision und mit möglichst niedriger Schwelle für die Menschen, die hier Antworten suchen. Räume mit Tageslicht, klare Wege, geschützte Abläufe – all das ist nicht Luxus, sondern Teil der Wirksamkeit. Architektur wird zur Mitspielerin von Gesundheit. Das ist klimabewusstbauen im Kern: Sinn, Maß und Miteinander vor Perfektion und Symbolik.
Dann die Stoffe – nicht als Trophäen, sondern als Werkzeuge. Beton und Stahl bilden das Tragwerk: unsichtbar verlässlich, auf Dauer angelegt. Beton gibt Masse, Speicherkraft und Ruhe; Stahl bringt Präzision und Spannweite. Beide Materialien sind ökologisch anspruchsvoll – gerade deshalb müssen sie sparsam, statisch klug und in möglichst langlebigen Strukturen eingesetzt werden. Nachhaltigkeit braucht kluge Entscheidungen: weniger Volumen statt mehr, bessere Details statt dickerer Querschnitte, Kreislauffähigkeit statt Einwegstatik.
Die Außenwand aus Mauerziegel verknüpft regionale Baukultur mit bauphysikalischer Vernunft. Der Ziegel bringt Robustheit, Speicherfähigkeit und eine vertraute Materialpoesie – zugleich ist sein Brand energieintensiv. Die integrierte Steinwolle-Dämmung im Ziegel erhöht den Wärmeschutz, verbessert den Schallschutz und sorgt im Zusammenspiel für Brandsicherheit. Auch hier gilt der Kompass: Kreisläufe stärken, Lebensdauer nutzen, Technik dort einsetzen, wo sie wirklich wirkt. Nachhaltigkeit, wieder, als Entscheidungskunst.
Monolithisches Ziegelmauerwerk mit integrierten Dämmpads aus Steinwolle bilden die Gebäudehülle.
Lichtdurchflutete Räume dank großformatiger Verglasungselemente aus Holz und Aluminium.
Einladende Architektur. Stimmungsvolle Transparenz auch in den Abendstunden.
Großformatiges Glas öffnet den Blick und bringt Tageslicht tief in die Räume – wichtig für Orientierung, Befindlichkeit und Würde des Aufenthalts. Doch Transparenz ist niemals Selbstzweck: Jedes Fenster ist eine energetische Hypothese. Die Antwort sucht das Projekt in der Qualität der Verglasung, in der richtigen Größe, in der sinnvollen Orientierung.
Aluminium als Außenrahmen ermöglicht schlanke, dauerhafte Profile; Holzoberflächen auf der Innenseite geben Wärme, Haptik und Maßstab zurück. Ein hybrides Detail, das die Spannung zwischen Technik und Atmosphäre produktiv macht. Nachhaltigkeit braucht kluge Entscheidungen – im Profil wie in der Politik des Lichts.
Im Inneren tragen Fliesen die alltägliche Beanspruchung: robust, hygienisch, langlebig – eine vernünftige Wahl für Bodenbeläge nahezu im gesamten Haus; in den Behandlungsräumen gelten gesonderte Anforderungen an Oberflächen und Technik. Das nüchtern Praktische zählt: Wartungsarme Materialien sparen Ressourcen im Betrieb, reduzieren Emissionen und halten Abläufe stabil. Wieder kein Spektakel, sondern gutes Handwerk des Entscheidens.
Und dann die Spezialaufgabe: der MRT-Raum als Raum-in-Raum-Konstruktion – schwingungsentkoppelt, elektromagnetisch geschirmt, sicher geführt über Quenchrohr und kontrollierte Klimatik. Hier wird sichtbar, wie sehr nachhaltiges Bauen mehr ist als CO₂-Zahlen: Es ist die Kunst, Hochtechnologie so zu beherbergen, dass sie zuverlässig und lange funktioniert – damit nicht ständig nachgerüstet, umgebaut, weggeworfen werden muss. Langlebigkeit ist Klimaarbeit. Teamarbeit auch.
So entfaltet das Gebäude ein stilles Lehrstück des Miteinanders: Beton und Stahl als Skelett (bewusst, reduziert), Ziegel mit integrierter Steinwolle als atmungsaktive Hülle, Glas mit Aluminium-Holz-Hybriden als kontrollierte Öffnung, Fliesen als zähe Alltagsarbeiter. Jedes Material bringt seine Ambivalenz mit – Energieaufwand hier, Kreislauffähigkeit dort, kulturelle Resonanz überall. klimabewusstbauen anerkennt diese Spannungen und antwortet nicht mit Ideologie, sondern mit Haltung: transparent abwägen, vorausschauend detailieren, Lebensdauer erhöhen, Rückbau mitdenken, regionale Praxis stärken.
Diese Radiologie ist ein Vorzeigeobjekt, weil sie nicht protzt, sondern balanciert: Anforderungen aus Medizin, Technik und Alltag werden zu einer ruhigen Architektur gefügt. Das Projekt lebt den Grundsatz, dass echte Veränderung aus Einsicht wächst und als Team gelingt. Es verwechselt nicht Transparenz mit Totalverglasung, nicht Robustheit mit Materialüberschuss, nicht Komfort mit Wartungsballast. Es übt die Haltung, die unser Leitbild trägt: Freiwilligkeit statt Zwang, Maß statt Maximierung, Sinn statt Symbol.
Und wenn wir diesem Bau ein Motto mitgeben, dann dieses: Nachhaltigkeit braucht kluge Entscheidungen. Entscheidungen, die Tragwerk und Hülle mit Weitsicht dimensionieren, die Materialambivalenzen ernst nehmen und in Kreisläufen denken; Entscheidungen, die das Wohl der Patientinnen und Patienten, das Arbeiten der Teams und die Schonung von Ressourcen zusammenbringen. So wird aus einem Funktionsbau ein kulturelles Versprechen – ein Haus, das heute dient und morgen noch trägt.
Objektreportage in gedruckter Form und als Download
In der zwölften Ausgabe der Werke & Werte-Reihe steht ein außergewöhnliches Architekturprojekt im Mittelpunkt: die radiologische Gemeinschaftspraxis Fuchs/Bansemer in Biberach an der Riß. Als erster Baustein des neuen Gesundheitscampus vereint das Gebäude modernste Medizintechnik, funktionale Raumplanung und eine klare, zeitlose Architektursprache. Die Reportage zeigt eindrucksvoll, wie Strahlenschutz, technische Präzision und eine angenehme Atmosphäre für Patienten und Mitarbeitende zu einem harmonischen Ganzen verschmelzen. Ergänzt wird die Ausgabe durch Beiträge zu Baustoffinnovation, nachhaltigem Ziegelbau und regionaler Baukompetenz.
Das Heft ist in gedruckter Form erhältlich und steht außerdem kostenlos zum Download bereit.
