Bims

Vulkanisches Gestein für leichte Wände

Bims ist ein poröses Vulkangestein, das seit Jahrhunderten im Bauwesen eingesetzt wird. Als Wandbaustoff verbindet er geringes Gewicht mit hoher Wärmedämmung und regionaler Verfügbarkeit.

 

Besonders in Vulkangebieten Mitteleuropas prägt Bims die Baukultur. Heute tritt er industriell aufbereitet in Form von Steinen und Blöcken auf, die schnelle, leichte und zugleich dauerhafte Bauweisen ermöglichen. Doch wie bei jedem Material stellt sich die Frage: Welche Rolle spielt Bims im Lebenszyklus eines Hauses – und was erzählt er uns über nachhaltiges Bauen?

Struktur von Bims. Foto: pixabay
Ein Stoff, viele Facetten

Bims entsteht, wenn gasreiche Lava explosionsartig austritt und im Abkühlungsprozess zu einem porösen, leichten Gestein erstarrt. Diese natürliche Porigkeit macht ihn seit der Antike zu einem geschätzten Baustoff. Schon die Römer setzten ihn für Gewölbe, Kuppeln und als Zuschlagstoff in Beton ein – etwa im Pantheon in Rom.

In Deutschland erlangte Bims nach dem Zweiten Weltkrieg große Bedeutung, vor allem im Wiederaufbau, da er in vulkanisch geprägten Regionen wie der Eifel reichlich vorhanden war. Heute wird Bims industriell zu Leichtbeton verarbeitet oder in Form von Mauersteinen und Blöcken genutzt.

Seine Eigenschaften: geringes Gewicht, gute Wärmedämmung, einfache Bearbeitbarkeit, hohe Rohdichte-Variabilität. Optisch zeigt sich Bims hell, körnig und offenporig – eine Materialästhetik, die eher technisch als dekorativ wirkt.

Sinnvolle Verwendung

Bims eignet sich für tragende und nichttragende Außen- und Innenwände, für hochwärmedämmende Mauersteine sowie als Zuschlagstoff in Leichtbeton. Seine Porigkeit sorgt für Wärmedämmung, seine mineralische Struktur für Brandschutz und Dauerhaftigkeit.

Material im Zusammenspiel

Bims entfaltet seine Wirkung im Verbund mit Mörteln, Putzen und Armierungen. In Kombination mit mineralischen Putzen bleibt er diffusionsoffen und unterstützt ein ausgeglichenes Raumklima. Mit Beton oder Stahl ergänzt er Tragfähigkeit, während er zugleich Masse reduziert. Seine Rolle ist die des Leichtmachers – er ergänzt schwere Baustoffe durch Leichtigkeit, ohne ihre Beständigkeit in Frage zu stellen.

Zwischen Herkunft und Zukunft

Die Herkunft von Bims ist eng an vulkanische Landschaften gebunden. Sein Abbau erfolgt meist im Tagebau, was Eingriffe in Landschaft und Ökosysteme bedeutet, zugleich aber regional begrenzt bleibt. Transportwege sind entscheidend für seine ökologische Bilanz: Je näher der Abbau, desto nachhaltiger der Einsatz.

Zukunftsperspektiven liegen in der Optimierung der Verarbeitung zu Leichtbeton, in der Nutzung erneuerbarer Energien bei der Herstellung und in der Entwicklung von Recyclingstrategien für Mauerwerk aus Bims. Auch digitale Fertigungsmethoden eröffnen neue Möglichkeiten, Bims effizienter einzusetzen und Verschnitt zu vermeiden.

Bimsabbau. Foto: pixabay
Material im Lebenszyklus

Umweltproduktdeklarationen (EPDs) für Bimssteine verdeutlichen:

• Herstellung: Geringer Energieeinsatz bei Abbau und Aufbereitung, im Vergleich zu gebrannten oder geschmolzenen Baustoffen. Treibhauspotenzial und Ressourcenverbrauch sind moderat, steigen aber mit Transportdistanzen.

• Nutzung: Bims ist emissionsfrei, langlebig und unterstützt durch seine Wärmedämmung die Energieeffizienz von Gebäuden. Er ist nicht brennbar und trägt zu Brandschutz und Raumklima bei.

• End-of-Life: Rückbau führt zu mineralischem Bauschutt, der als Zuschlagstoff im Straßenbau oder in neuem Leichtbeton genutzt werden kann. Recycling ist technisch einfach möglich, Wiederverwendung in großformatigen Elementen seltener.

Die Lebenszyklusperspektive zeigt: Bims punktet durch geringen Herstellungsaufwand, lange Lebensdauer und gute Recyclingfähigkeit – unter der Voraussetzung, dass er regional eingesetzt wird.

Keine einfache Wahrheit

Bims erscheint ideal: leicht, dämmend, mineralisch, dauerhaft. Doch auch hier gibt es Spannungsfelder. Sein Abbau verändert Landschaften. Die Verfügbarkeit ist regional begrenzt, internationaler Transport verschlechtert die Bilanz. Zudem erfordert die industrielle Verarbeitung Energie und bindet Bims in komplexe Wertschöpfungsketten ein.

Die Wahrheit ist differenziert: Bims kann in regionalem Kontext ein vorbildlicher Baustoff sein, verliert aber an Nachhaltigkeit, wenn er global gehandelt wird.

Material als Haltung

Bims ist mehr als vulkanisches Gestein. Er verkörpert eine Haltung, die Leichtigkeit, Regionalität und Dauer in Einklang bringt. Ein Haus aus Bims erzählt von Pragmatismus und klugem Umgang mit Ressourcen – von der Fähigkeit, aus geologischen Gegebenheiten einfache und wirksame Bauweisen zu entwickeln.

Wer Bims wählt, entscheidet sich für ein Bauen, das Bodenhaftung und Weitblick verbindet. Es erinnert daran, dass Nachhaltigkeit oft im Regionalen liegt – im Vertrauen auf das, was vor Ort vorhanden ist, und in der Bereitschaft, es maßvoll zu nutzen.

Bims zeigt, dass Leichtigkeit im Bau nicht nur eine technische, sondern auch eine kulturelle Qualität ist – Ausdruck einer Haltung, die Gewicht reduziert, ohne Verantwortung abzulegen.

Titelfoto: pixabay