klimabewusstbauen – Auf diese 10 Dinge kommt es an!

Für eine erfolgreiche Umsetzung des klimabewusstbauen-Prinzips gibt es nicht DIE EINE Lösung, sondern eher ein Leitkonzept, unser „credo“. Der Wille und die Bereitschaft im Sinne einer nachhaltigen und generationen-überdauernden Bauweise Kompromisse zu finden und mit den Fachplanern alle Eventualitäten im Blick zu haben, sind vielmehr alles-entscheidende Faktoren, die ein klimabewusstes Gebäude entstehen lassen, das trotzdem auf die Bedürfnisse seiner Bewohner abgestimmt ist. Dieses Leitkonzept lässt sich in 10 wichtige Punkte untergliedern, die es zu beachten gilt, bevor der erste Spartenstich gemacht wird.

1.       Planungsteam frühzeitig auswählen und in Planungsprozesse einbinden: Je früher im Planungsprozess die relevanten Fachplaner einbezogen werden und ihre Fachkenntnis den Entwurf beeinflussen kann, desto stimmiger und effizienter wird die gesamtkonzeptionelle Planung. Eine gute interdisziplinäre Zusammenarbeit und Kommunikation stellt das Grundgerüst für einen von allen Seiten durchdachten und soliden Planungsfortschritt dar.

 

2.       Zertifizierung und Förderung sind wichtige Planungsgrundsätze: Die Frage nach der Ausstellung eines Nachhaltigkeitszertifikates oder nach der angestrebten Beantragung von Fördergeldern, sollte gleich zu Beginn der Planung (bei der Projektinitiierung) gestellt werden. Danach richten sich nicht nur die Größe des Planungsteams und die Höhe der Planungskosten, sondern der Umfang der Arbeiten in der fortgeschrittenen Phase der Umsetzung. Diese Arbeiten, welche akribisch durchzuführen und zu dokumentieren sind, um die Qualitätssicherung zu gewährleisten, benötigten Extra-Zeit und die entsprechende Manpower.

 

3.       Standortwahl und Festlegung der Gebäudekubatur: Schon bei der Standortwahl sollte der Planer das Energiekonzept des Gebäudes im Blick haben. Dies ist nicht nur entscheidend für die Nutzung erneuerbarer Energien, sondern gleichermaßen ausschlaggebend für die Optimierung der laufenden Kosten in der Nutzungsphase des Gebäudelebenszyklus. Standorte ohne bauliche Verschattung durch umliegende Nachbargebäude eignen sich beispielsweise besonders gut, um Photovoltaik-Anlagen zu installieren und somit eine Eigenstromversorgung mit Solar-Strom zu gewährleisten. Hierbei spielt neben dem Gebäudestandort auch die Dachform, die Neigung des Daches sowie die Ausrichtung der geneigten Dachflächen eine wichtige Rolle für den zu erwartenden Solarstrom-Ertrag.

 

4.       Baustoffwahl für die tragenden Konstruktionen (Statik): Für die Wahl der Bauweise spielen nicht nur statische Aspekte eine Rolle, sondern gleichermaßen die CO2-Emissionen des Gebäudes, welche einen vorgegebenen Grenzwert einhalten müssen, wenn beispielsweise eine KfN-Förderung angestrebt wird. Doch der CO2-Fußabdruck ist hier nicht die einzige ökologische Kenngröße, welche durch die Wahl der Bauweise beeinflusst wird. Auch die Schonung natürlicher Ressourcen spielt im Zusammenhang mit dem Thema Förderung eine wichtige Rolle. Hier sind vor allem Materialien sinnvoll, die ihre statischen und funktionalen Eigenschaften für einen möglichst langen Zeitraum ohne zusätzliche Instandsetzungs- und Wartungsaufwendungen gewährleisten.

 

5.       Baustoffwahl für den energetischen Standard (Wärmedämmung): Ähnliche Ansätze wie bei der Materialwahl für die tragenden Konstruktionen spielen aus ökologischer Sicht für die Baumaterialien, welche einen guten Wärmeschutz garantieren, eine wesentliche Rolle. Die energetische Performance des Gebäudes wirkt sich auf viele Nachhaltigkeitskriterien aus, z. B. die Ökobilanzierung und die Lebenszykluskosten. Es gibt viele Bauweisen, z. B. die monolithische Bauweise mit dämmstoff-gefüllten Ziegelprodukten oder die 2-schalige Bauweise, die dem angestrebten Standard problemlos gerecht werden. Es obliegt dem Planer, welche Bauweise im Sinne des ganzheitlichen Ansatzes am besten für die jeweilige performance-orientierte Gebäudeplanung geeignet ist.

 

6.       Langlebigkeit und Dauerhaftigkeit garantieren den Werterhalt: Gebäude, die nach dem klimabewusstbauen-Prinzip umgesetzt werden, sind nicht nur für die nächste Generation geplant, sondern stellen für viele nachfolgende Generationen ein Zuhause dar, ohne dass die energetischen, bauphysikalischen und ökologischen Gebäudeeigenschaften sich im Laufe dieser Zeit großartig ändern. Deshalb fällt hier die Wahl auf Baumaterialien, die ein langlebiges Bauwerk, welches so gut wie keinen Instandsetzungsintervallen unterliegt und bei Bedarf umbaufähig und nachrüstbar ist, garantieren.

 

7.       Nicht nur die Baukosten, sondern auch die Lebenszykluskosten im Blick haben: Die Kosten eines Gebäudes verteilen sich auf mehrere Phasen im Gebäudelebenszyklus: 1) Planungsphase, 2) Bauphase, 3) Betriebs- / Nutzungsphase und 4) Entsorgungs-/ Rückbauphase. Jeder Bauherr oder Investor hat die Kosten der ersten beiden Phasen im Blick, da diese Kosten gleich zu Beginn anfallen. Auf die Kosten der Phasen 3 und 4 jedoch ist der spätere Nutzer möglicherweise nicht so sehr fokussiert. V. a. die Kosten der Betriebsphase stellen jedoch im Lebenszyklus eines Gebäudes den größten Teil dar und lassen sich am besten in der Planungsphase beeinflussen. Es ist also wichtig, die Nutzungskosten zu optimieren und dem Nutzer die Notwendigkeit zur Bildung von Rücklagen zu erklären, damit die laufenden Kosten später nicht zum Problem werden.

 

8.       Sicherheit in jeglicher Hinsicht sorgt für Wohlbefinden: Ein klimabewusstes Gebäude bietet nicht nur im Hinblick auf Naturgefahren (z. B. Erdbeben) und Brandschutz optimale Voraussetzungen, sondern muss auch einen soliden und verlässlichen Einbruchschutz gewährleisten. Viele Aspekte, die den Schutz von Leib, Leben und Eigentum betreffen, tragen in hohem Maße dazu bei, dass sich der spätere Nutzer sicher und damit rundum wohl fühlt. Daher haben diese Themenfelder stets eine überaus hohe Priorität, auch wenn davon am Gebäude selbst nicht viel zu sehen ist bzw. sein soll.

 

9.       Wohngesundheit und Komfort auf allen Ebenen: Beim Komfort geht es weniger um den Pool im Garten oder die Sauna im Keller, sondern vielmehr um das Unsichtbare im Haus, was erheblich zum nutzerspezifischen Wohlfühlfaktor beiträgt. Eine hohe Qualität der Innenraumluft gleichermaßen wie ein guter baulicher Schallschutz sind wichtige Einflussparameter für diesen Wohlfühlfaktor und werden direkt durch die Wahl der verbauten Materialien beeinflusst. Daher müssen sie sorgfältig ausgewählt, ihr Einbau gut geplant und die Ausführung akribisch umgesetzt werden. Dadurch wird zusätzlich eine wichtige Voraussetzung für die Einhaltung von KfN-Anforderungen erfüllt.

 

 

10.   Recycling und Rückbaubarkeit mitdenken: Ja, klimabewusste Gebäude sind für viele Generationen gebaut. Deswegen kommt die Frage nach der Rückbaubarkeit möglicherweise deutlich später als in 100 Jahren auf. Dennoch sind Gebäude wichtige als Rohstofflager anzusehen, denen in Zukunft eine nicht unerhebliche Rolle zukommen wird. Insofern sollten daher Rückbaubarkeit und Recyclingpotenzial trotzdem beim Planungsprozess mitgedacht und ausführlich in der Gebäudeakte für die Nachwelt dokumentiert werden. So wird sichergestellt, dass die Materialien in der übernächsten oder auch weiter in der Zukunft liegenden Generation einer angemessenen Nutzung zugeführt werden können.